Mir ist aufgefallen, daß man mit dem Alter seinen Stil ändert. Boris Spasski hatte als Jugendlicher einen sehr wilden Stil, im Alter spielte er Sicherheitsschach. Auch Michail Tal hatte die stürmischsten Jahre im Schach in seiner Jugend. Wilhelm Steinitz und Aaron Nimzowitsch dagegen bändigten ihren Stil demgemäß, daß sie ihn in ein theoretisches Gerüst einbetteten.
Erklärungsansätze: mit dem Alter verliert man seine jugendliche Unbekümmertheit und ist weniger bereit, aufs Ganze zu gehen. Man sieht eher die Gefahren als die Chancen. Wer kennt nicht den Jugendlichen, der auf Teufel komm raus angreift, während der alte Meister seine ganze Erfahrung in die Waagschale werfen muß, um sich zu verteidigen. Außerdem ist ein positioneller Stil energie- und nervenschonender, und nur als junger Mensch verfügt man davon noch nahezu unbegrenzt. Ein älterer Mensch versprüht Ruhe um sich herum, ein jüngerer Mensch Adrenalin.
Im Falle von Wilhelm Steinitz und Aaron Nimzowitsch kann hinzukommen, daß man mit dem Alter weiser werden und seinen Stil somit in seine eigene Philosophie einbetten kann. Es ist ja sowieso ein Merkmal von Älteren, daß sie ihre Schritte rationaler planen können und weniger im Hier und Jetzt leben. Statt Stürmen, Drängen, Forschen werden nun Verwalten, Routine und Sichern immer wichtiger.
Wie denkt ihr darüber? Was sind eure Erfahrungen?
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